Wir haben uns mit Daniel Horak von Conda über Startups, Markenbildung und Sales unterhalten.
Über Erkenntnisse, Failures und warum das Conda Logo so schnell nicht mehr geändert werden wird:
JBG: Grüß dich Daniel, stell dich doch mal kurz vor, für alle Leser, die dich noch nicht kennen.
Daniel Horak: Gerne. Mein Name ist Daniel Horak, ich bin einer der Gründer von Conda. Wir finanzieren Startups und KMUs per Crowd-Investing. Ich habe bereits vor 13 Jahre zum ersten Mal gegründet. Damals haben wir Chatbots entwickelt. Das habe ich dann ca. zweieinhalb bis drei Jahre gemacht – sehr viel falsch gemacht und viel gelernt.
Nach einem Bachelor-Master Studium in Wirtschaftsinformatik, einem weiteren in Unternehmensführung habe ich einige Jahre in der Unternehmensberatung gearbeitet und vor ca. 7 Jahren Conda gegründet. Und neben meinem Daily Business bei Conda und zero21 bin ich außerdem Lektor an FHs und war bis vor kurzem im Vorstand von Austrian Startups.
JBG: Was sind in deinen Augen die größten Herausforderungen, die Startups gerade am Anfang haben?
Daniel Horak: In Österreich ist sicherlich eine der größten Herausforderungen überhaupt anzufangen. Gefühlt hat fast jede/r Angst zu gründen. Sich zu trauen und das, was wir von unseren Eltern hören, was gut wäre, über Bord zu werfen und den Mut zu haben etwas zu starten sind sicherlich die größten Schwierigkeiten. Die zweite Herausforderung ist oft das “Wo fange ich überhaupt an?”. Da wird aus meiner Sicht viel zu sehr darüber nachgedacht, wie man an Investorengelder kommt, anstatt sich darüber Gedanken zu machen, welches Problem man eigentlich löst.
“Meiner Meinung nach sollten sich Unternehmen sehr stark mit dem Thema Werte und Identität auseinandersetzen. Das ist für ein Unternehmen und vor allem auch für die Darstellung der Gründer/-innen extrem wichtig.”
JBG: An welcher Stelle siehst du das Thema “dem ganzen ein Gesicht geben”?
Daniel Horak: Ich halte es für ein essenzielles Thema, sobald man in Richtung Kunden und Markt gehen möchte. Ich glaube aber auch, dass man nicht zu früh damit anfangen soll. Gerade wenn ich noch in der Phase des Feedback sammelns bin, wo sich das Geschäftsmodell und das eigentlich starten noch verschiebt, besteht die Gefahr Dinge doppelt und dreifach zu machen. Meiner Meinung nach sollten sich Unternehmen sehr stark mit dem Thema Werte und Identität auseinandersetzen sollten. Das ist für ein Unternehmen und vor allem auch für die Darstellung der Gründer/-innen extrem wichtig.
Ich würde dabei aber jedem dringend empfehlen sich dafür Profis zu holen. Egal ob es um Branding, Pressearbeit oder Rechtliches geht. Meistens wird da extrem viel selbst versucht und das führt dann fast immer dazu, dass es am Ende 3-4 Mal teurer wird, als wenn man einmal ein bisschen Geld in die Hand nimmt und gerade die Basics von Anfang an, auf die richtigen Beine stellt.
JBG: Dir sind in deiner Laufbahn schon viele Startups untergekommen – wenn du mit jungen Unternehmen zusammenarbeitest – worauf achtest du am meisten?
Daniel Horak: Je frischer ein Unternehmen am Start ist, desto wichtiger ist aus meiner Sicht das Thema “Team”. Ein A-Team kann auch aus einem B-Produkt ein erfolgreiches Unternehmen bauen. Umgekehrt wird es schwer.
Meiner Meinung nach wird viel zu Oft der volle Fokus nur auf die Idee gelegt. Die Idee dabei ist dabei aber komplett zweitrangig. Es gibt jede Idee bereits zwei, drei Mal auf dieser Welt. Es geht vielmehr um die Umsetzung und wie exekutiert wird. Das bestimmt aber eben auch wieder das Team. Daher sollten sich Gründer/-innen möglichst früh mit dem Markt und Kunden beschäftigen, um zu sehen, ob die Idee überhaupt funktioniert.
JBG: Bei Conda finanziert ihr die unterschiedlichsten Unternehmen über Crowd-Investing. Was ist aus deiner Sicht der Grund, warum manche Projekte besonders gut laufen und andere Schwierigkeiten haben?
Daniel Horak: Bei der Auswahl sind wir per se ähnlich wie jeder andere Investor.
Wir schauen auf das Team, das Geschäftsmodell, die Historie, Financials, etc.
Das ist die Pflicht. Die Kür – und da entscheidet sich meist ob die Kampagne erfolgreich ist oder nicht: wie gut ist die Geschichte, die das Unternehmen erzählen kann. Wie gut werden Vision, Werte und Ziele mittels Storytelling im Lauf der Kampagne vermittelt? Und damit auch einhergehend die Kenntnis über ihre Zielgruppe.
Es gibt auf unserer Plattform zwei Gründe, warum Menschen investieren.
Der erste ist dabei ein sehr emotionaler. Sie investieren, weil sie das Produkt, die Gründer oder die Geschichte gut finden. Diese Menschen muss man erreichen – sie sind die Multiplikatoren. Wenn ich da schon nicht gut und professionell bin, dann werde ich es schwer haben.
Der zweite Grund ist die Investoren-Komponente:
Leute, die aus der reinen Motivation des Geld-Vermehrens investieren, machen das, weil das Geschäftsmodell ansprechend ist, weil die Zahlen vielversprechend sind, weil eventuell andere interessante Investoren bereits dabei sind. Diese Zielgruppe sind weit weniger Menschen – es kommt aber auf den gesunden Mix an. Das eine geht nicht ohne das andere.
Zusammengefasst braucht es also ein gutes Team mit einem guten Geschäftsmodell und einer spannenden, authentischen Geschichte.
JBG: Zurück zu deiner Gründung von Conda. Wie wichtig war euch damals das Thema Branding und wie hat sich das über die Jahre verändert?
Daniel Horak: *lacht* – also ich glaube gerade am Anfang haben wir uns vielleicht zu intensiv damit auseinandergesetzt und es für zu wichtig erachtet. Wir hätten uns zuerst mehr mit unserem Geschäftsmodell und der Idee auseinandersetzen sollen.
Da waren die Prioritäten sicher nicht optimal verschoben. Was aber sehr wichtig war – und das macht sich jetzt Jahre später bezahlt – war, dass wir uns sehr früh damit beschäftigt haben, wofür die Marke Conda stehen soll. Nach zwei, drei Jahren haben wir dann die Marke nochmals nachgeschärft. Das war vor allem durch die Adaption unseres Geschäftsmodells wichtig.
Grundsätzlich wird die Marke aber auch aus einem einfachen Grund nicht mehr geändert.
Paul und ich haben uns das Logo tätowieren lassen. Das spricht dafür, dass wir das so schnell nicht mehr ändern werden. *lacht*.
JBG: Wenn du rückblickend dem Daniel von vor 7-Jahren einen Tipp geben kannst, was würdest du aus heutiger Sicht anders machen?
Daniel Horak: Ich würde ihm ganz viele Tipps geben. Wobei die eher in die Richtung Auswahl der Partner, Unternehmen richtig finanzieren, die richtige Platzierung im Finanzsektor gehen. Da haben wir sicherlich viel falsch oder nicht so optimal gemacht.
Und das wichtigste Überhaupt: Fokus, Fokus, Fokus. Den Fehler machen viele Startups. Lieber auf eines konzentrieren, als auf zu vielen Hochzeiten tanzen und sich dabei verlaufen.
Da waren wir sicher viel zu dynamisch. Auf der anderen Seite hat uns diese Umtriebigkeit auch viele Möglichkeiten gebracht, die wir sonst vielleicht nicht bekommen hätten. Ein bisschen fokussierter zu sein, hätte uns aber sicher nicht geschadet.
JBG: Dein Steckenpferd ist der Sales-Bereich. Wie sehr spielt da die Marke im Verkauf mit?
Daniel Horak: Für mich ist Sales ein sehr breites Thema. Erst vor kurzem habe ich in einem Workshop wieder gesagt, dass für mich die Trennung von Marketing und Sales einfach nicht funktioniert. Leider beobachte ich bei Startups oft, dass Sales vernachlässigt wird und man sich nur auf Marketing konzentriert. Oft verschwimmt diese Grenze aber auch – gerade wenn ich an Online-Marketing denke. Ist das noch Marketing oder schon wieder Sales?
Aber natürlich ist das Thema Marke, Werte und Vertrauen ein essentielles im Verkauf.
Bei uns zum Beispiel war es am Anfang extrem wichtig, die Marke schnell mit positiven Werten aufzuladen. Schließlich haben wir von vielen Seiten oft gehört, dass in Österreich keiner in Startups online investiert. Da mussten wir schnell Vertrauen aufbauen.
Über die Jahre haben wir kontinuierlich an der Marke gearbeitet und sie weiter aufgebaut.
Das hilft natürlich auch, wenn man mit großen Unternehmen zusammen arbeitet.
Zum Beispiel haben wir für den SK Rapid eine Kampagne gelauncht. Da ist es wichtig, dass man mit professionellen Präsentationen und Unterlagen arbeitet und alles zusammen passt.
Das strahlt Professionalität aus und schafft wiederum Vertrauen.
JBG: Neben der Marke Conda hast du über die Jahre auch deine eigene Personal-Brand aufgebaut. Wie gehst du da vor? Gibt es einen übergeordneten Plan oder bist du einfach du selbst und trägst dich selbst als Marke in die Welt?
Daniel Horak: Das hat sich unbewusst entwickelt. Im Nachhinein betrachtet hätte man das bewusst natürlich viel besser steuern können. Ich muss heute noch schmunzeln, wenn ich mir das Foto unserer ersten Pressekonferenz ansehe. Da sieht man mich mit Anzug und Krawatte – unfassbar lustig, man würde mich nicht wiedererkennen. Auch damals war es aber glaube ich die richtige Entscheidung so aufzutreten. Man hat uns ja noch nicht gekannt. Wir mussten seriös auftreten um ernstgenommen zu werden. Damals, bereits so wie heute mit dem T-Shirt und der Aufschrift “Kiss my Assets” irgendwohin zu gehen, hätte wahrscheinlich nicht funktioniert.
Über die Jahre konnten wir dann viel mutiger sein und mein Personal-Brand hat sich mir viel mehr angenähert. Ich habe heute das große Glück nicht mehr mit Anzug und Krawatte herumlaufen zu müssen, sondern ich selbst sein zu können.
Es muss passen und es muss authentisch sein. Da sollte man sich nicht verbiegen und konstruieren. Ich muss gerade als Gründer/-in die Front-Line im Sales sein. Ich muss das Unternehmen nach außen tragen – am Anfang bin ich die Brand und muss sie verkörpern.
JBG: Lieber Daniel, vielen Dank für das Interview.