Wie kommt es von einer Produktidee zur selbstbewussten Marke?
In unserer Interviewserie durften wir uns diesmal mit Dominik Wachholder, einem der Gründer von flink, unterhalten.
JBG: Am Anfang steht immer eine Idee. Von der Idee zum fertigen Produkt ist es aber bekanntlich oft ein langer und steiniger Weg. Ab welchem Zeitpunkt eurer Reise habt ihr euch zum ersten Mal Gedanken über das Thema Naming, Marke und Branding gemacht?
Dominik Wachholder: Zu Beginn stand für uns die Entwicklung eines sogenannten MVP (Minimum Viable Product) im Mittelpunkt. Der Grund: Wir wollten möglichst rasch ein Produkt zur Hand haben, mit dem wir den Bedarf am Markt austesten konnten. In dieser Phase ging es uns in erster Linie um die Umsetzung des Produkts, also um konkrete Funktionen, und weniger um das Design der Software bzw. die Markenentwicklung grundsätzlich.
Der Name unseres Produkts MAP One hat sich anfänglich direkt vom Firmennamen MAP Consulting & Solutions GmbH abgeleitet, und hatte die Bedeutung “Das erste Produkt der Firma MAP Consulting & Solutions”. Dem damaligen Produktdesign lagen keine konsistenten Design-Richtlinien zugrunde, vielmehr war das User Interface Mittel zum Zweck um die einzelnen Funktionalitäten den Benutzern zugänglich zu machen.
Die ersten Gedanken zu den Themen Naming, Marke und Branding haben wir uns erst zu Beginn der Umsetzungen unserer Homepage gemacht. Unser Ziel war dabei stets ein stimmiges und konsistentes Erscheinungsbild zu erschaffen, von Markennamen, Visitenkarten über Homepage bis hin zum Produkt.
“Die Markenfindung war ein Weg, der nicht geradlinig, sondern vielmehr über einige Umwege zum Ziel geführt hat.”
JBG: Wie habt ihr anschließend den Prozess der Markenfindung empfunden? Gerade ein Markenname bedeutet ja schließlich auch eine gewisse Bindung, mit der man längerfristig zufrieden sein sollte. Worauf habt ihr bei der Namensfindung geachtet und wie seid ihr zu einer Entscheidung gekommen?
Dominik Wachholder: Die Markenfindung war ein Weg der nicht geradlinig, sondern vielmehr über einige Umwege zum Ziel geführt hat. Zu Beginn lag der Fokus auf unserem Produkt. Wir haben allerdings rasch festgestellt, dass unser Produkt eigentlich nur einen Teil unserer Identität ausmacht. Also einen Schritt zurück. Was macht uns als Unternehmen aus? Welche Werte vertreten wir als Gründer und Unternehmer? Was möchte wir als Gründer und Unternehmer repräsentieren?
Die Markenentwicklung fing in unserem Fall also nicht unmittelbar beim Produkt an, sondern eine Ebene darüber, auf Ebene des Unternehmens und damit der Gründer. Nachdem wir unsere Kernwerte identifiziert und formuliert hatten, war dann auch unser Produkt an der Reihe. Alles andere als einfach, aber ein spannender und vielseitiger Prozess.
Die Namensfindung war nur ein Teil der Reise, der Markenname war aber ein essentieller Meilenstein. Die Marke repräsentiert ja nicht nur das Produkt an sich, sondern auch die dahinterstehenden Werte, das Unternehmen und die Gründer. Und das mit Anspruch auf Modernität, Zeitlosigkeit, Seriosität und vieles mehr. Und so kam es, dass die ersten Vorschläge von JBG zwar diskutiert aber dann doch wieder verworfen wurden. Im Nachhinein betrachtet war jede Diskussion, die wir zu den einzelnen Vorschläge geführt hatten, eigentlich schon das Anzeichen für “Nicht-Gefallen”. Denn beim letzten Vorschlag gab es keine Diskussion, stattdessen gab es unmittelbar nach Vorstellung des Markennamens flink die einstimmige Zustimmung.
Auf was soll man also achten? Der Markenname kann technisch noch so perfekt entwickelt und umgesetzt sein, wenn er beim Aussprechen, beim Betrachten, etc. keine innerliche Zustimmung bereitet, so ist er “wertlos”. Er verliert an Überzeugungskraft und damit an Wert für das Unternehmen / das Produkt.
Am Ende haben wir uns für den Markennamen flink also nicht explizit entschieden und/oder Diskussion über Vor- und Nachteile geführt. Wir Gründer hatten (und das wahrscheinlich bereits zu jenem Zeitpunkt, als uns der Markenname das erste mal vorgestellt wurde) bei “flink” einfach das Gefühl “der Markenname passt, der Markenname ist richtig”.
JBG: Wenn man mit seinem Produkt noch am Anfang steht, gibt es eine ständig wachsende ToDo-Liste. Wie habt ihr gerade in der Anfangszeit als kleines Team den Spagat zwischen Produktentwicklung und Markenaufbau gemeistert? Worauf habt ihr dabei Wert gelegt?
Dominik Wachholder: Der Markenaufbau umfasst viele Aspekte, einer davon ist sicherlich die Produktentwicklung. Die Produktentwicklung weniger im Sinne der eigentlichen Funktionen, sondern vielmehr wie der Anwender während der Benutzung das Produkt als Ganzes erlebt (User Experience). Natürlich ist die graphische Umsetzung der Funktionen (User Interface Design) ein wesentlicher Bestandteil, die Werte der Marke flink werden aber wesentlich durch die Handhabung des Produkts, die Benutzerführung und nicht nur durch die Umsetzung einzelner Features transportiert.
Wichtig war und ist uns nach wie vor die Zusammenarbeit und der Austausch mit erfahrenen Experten aus dem digitalen Umfeld. Wir haben während des Markenaufbaus auch stets auf die technische Umsetzbarkeit geachtet. Ein noch so geniales Design ist wertlos, wenn es nicht oder nur unter großem Ressourcenaufwand umgesetzt werden kann. So hatten wir stets Umsetzungen erarbeitet, die dem Anspruch der Marke genüge getan hatten, als auch technisch in entsprechender Zeit/mit entsprechenden Ressourcen umsetzbar waren.
Eine Digitalagentur mit technischem Hintergrundverständnis an Board zu haben, hat aber nicht nur eben genannten Vorteil (siehe vorheriger Paragraph), sondern hat uns v.a. auch die Optimierung unseres Entwicklungsprozesses erlaubt. So setzen wir seither Tools ein, die uns nicht nur während des Design-Prozesses, sondern auch direkt im Entwicklungsprozess unterstützen (sprich Sketch).
“Unterschätzt bei der Markenfindung eure erste Intuition, euren ersten Eindruck nicht.”
JBG: Welche Tipps kannst du Gründern geben, worauf sollten sie deiner Meinung nach gerade beim Start ihrer Marke achtgeben?
Dominik Wachholder: Unterschätzt bei der Markenfindung eure erste Intuition, euren ersten Eindruck nicht. Wenn ihr euch in der Diskussion über euren Markennamen zu sehr in technischen Details verliert, kann das ein Zeichen dafür sein, dass ihr auf dem Holzweg seid. Eine Marke hinter der ihr zu 100% steht (vielleicht sogar mit der einen oder anderen Schwäche), wird von euch authentischer vertreten und damit in Summe viel stärker von eurem Gegenüber wahrgenommen, als eine scheinbar perfekte Marke zu der ihr nicht 100% committed seid.
Darüber hinaus ist die Markenfindung ein sehr persönlicher Prozess bzw. ein Prozess in den nur einige wenige Personen (z.B. Gründer) eingebunden sind. Feedback von außenstehenden Personen kann hilfreich sein, kann manchmal aber auch zu unnötiger Verunsicherung führen. Auch hier: Die Marke repräsentiert euch Gründer sowie euer Unternehmen und ihr verkörpert die Marke.
JBG: Zu eurem Produkt: Als Software as a service Anbieter, seid ihr natürlich sehr stark in der digitalen Welt und der digitalen Transformation verankert. Welche Rolle spielt dabei deiner Meinung nach das Branding, welche Aufgaben muss es erfüllen?
Dominik Wachholder: Aus meiner Sicht spielt für Saas-Anbieter Branding eine ganz wesentliche Rolle. Die Anwender erwarten heutzutage eine Software, die ihnen nicht nur Funktionen einzeln zur Verfügung stellt, sondern eine Software, die ganzheitlich durchdacht ist und die Anwender im gesamten Arbeitsprozess optimal unterstützt.
JBG: An welchem Punkt eurer Reise siehst du euch aktuell?
Dominik Wachholder: Wir haben in den letzten Monaten eine solide Basis geschaffen was die Marke flink betrifft. Die grundlegenden Rahmenbedingungen, wie Farben, Schriftart, Stil, aber auch “Tonalität” sind definiert und stehen für künftige Entwicklungsschritte zur Verfügung. Ich sehe uns daher an einem Punkt, an dem die grundsätzliche “Richtung” der Marke definiert ist und nun stetig ausgebaut/erweitert werden kann. Wir sind im Prozess aus meiner Sicht nun an jenem Punkt angelangt, an dem die grundlegenden Entscheidungen / die grundlegenden Richtung nicht mehr hinterfragt werden/wird. Vielmehr geht es nun darum, sämtliche Entwicklungen entsprechend auszurichten und in Einklang zu bringen.
JBG: Lieber Dominik, vielen Dank für das Interview